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Mit einer anderen Sprache - Gießener Anzeiger
21.09.2020

Science-Fiction-Drama „Erinnya“ des Österreichers Clemens J. Setz im Stadttheater

Wie ein neumodisches Gadget kommt das Gerät daher. Es ist schick verpackt und designt wie eines der vielen anderen angesagten technischen Produkte, die unser Leben schöner machen sollen. In diesem Fall geht es aber um mehr als nur eine Spielerei: „Erinnya“ heißt das Headset, das seinem psychisch kranken Träger die Kommunikation mit der Umwelt zu erleichtern verspricht. Von dieser nahen Zukunft erzählt das gleichnamige Science-Fiction-Drama des Österreichers Clemens J. Setz, das am Samstagabend seine deutsche Uraufführung auf der Großen Bühne des Gießener Stadttheaters feierte.

Dazu steht Regisseur Titus Georgi ein zu Beginn noch weitgehend leerer Bühnenraum (Jochen G. Hochfeld) zur Verfügung, dessen knallig-orangene Farbe auf die damals noch ungebrochene Fortschrittsgläubigkeit der 1970er Jahre verweist. Doch heute, in Zeiten perfektionierter Überwachungsmechanismen und unkontrollierter Datensammelei, hat sich die naive Utopie einer besseren Welt längst erledigt. Ist es nun Fluch oder ein Segen, dass die digitale Technik immer mehr Einfluss auf die Gesellschaft gewinnt, dass sie kranken Menschen dabei helfen kann, das Leben zu bewältigen, gleichzeitig aber auch mehr und mehr in das Bewusstsein ihrer Nutzer eindringt? Und bis wohin kann solch eine Entwicklung führen, wo muss sie zwingend enden? Diese hochaktuellen Fragen werden anhand von Matthias (Lukas Goldbach) verhandelt, dem seine „Erinnya“ den Alltag strukturiert und der sich erst dank dieser ihn leitenden Stimme im Kopf nach Jahren der Depression wieder zurechtzufinden beginnt. Mit seinem braven Scheitel und dem senfgelben Pulli wirkt er wie ein aus der Welt gefallener Nerd, der seine Tage zockend am Computer verdaddelt. Tatsächlich ist er ein etwas entrückter junger Mann, dessen steife, gestelzte, aber auch bildreiche, originelle Sprache für eine Menge Irritationen sorgt. Goldbach spielt das sehr schön mit seinem Ticken und Zucken, von der diese Figur gezeichnet ist, weil das Headset ihr permanent Sätze einflüstert, die sie zu ordnen und übersetzen hat. Und der das Programm mehr und mehr zur Droge wird, die sie kaum mehr absetzen kann, ohne sofort in lähmende Panik zu geraten.

An Matthias‘ Seite steht seine Freundin Tina, die ihn und seine Behandlungsmethode gegen alle Vorbehalte ihres familiären Umfelds verteidigt. Bei Gastschauspielerin Mirjam Sommer, bis 2016 Ensemblemitglied in Gießen, ist diese junge Frau bestens aufgehoben. Mit großer Klarheit und Souveränität spielt sie eine selbstbewusste junge Frau, die aufrichtig für ihre schwierige Beziehung einsteht. Das zeigt sich vor allem bei einem gemeinsamen Besuch ihrer Eltern (Roman Kurtz, Carolin Weber), dass für die Tochter zum Spießrutenlauf wird, weil vor allem ihr Vater anzweifelt, dass „Erinnya“ keine zwielichtigen Zwecke eines unbekannten Big Brothers verfolgt.

Grotesker Humor

Ein Sympathieträger ist dieser Mann allerdings nicht. Hängt der vermeintlich rationale Skeptiker doch selbst permanent am Handy, ohne seine eigene Abhängigkeit vom digitalen Leben zu bemerken. Und schließlich sind da noch Erwin und Erna (Magnus Pflüger, Anne-Elise Minetti), zwei dem Geschehen hinzugefügte Außenstehende, die sich selbst ein Bild von den Möglichkeiten und Gefahren „Erinnyas“ zu verschaffen versuchen und dem Stück dabei Zwischenepisoden mit eigenen, bisweilen grotesk-humorigen Reflexionen hinzufügen: Wenn man einen Mord begehen will, soll man davor zur Darmspiegelung gehen, oder danach?“

Die digitale Durchdringung unseres Lebens wird in dieser Inszenierung auch auf mehreren visuellen Ebenen sichtbar. Da ist etwa die Bühnenrückwand, die im Laufe der rund zweistündigen Spielhandlung mit immer mehr Botschaften, Symbolen und Zeichnungen bestückt wird, die „Erinnya“ ihrem Träger übermittelt. Über eine Videokamera werden einzelne Szenen des Geschehens an die Wand geworfen, was für manch reizvollen Perspektivwechsel sorgt. Hinzu kommen Einspieler wie etwa ein als Youtube-Video angelegtes Filmchen, dass die Drangsalierung eines „Erinnya“-Trägers von einer Meute Halbstarker zeigt. Sowie ein die Bühnenmitte dominierendes Spielelement, das an einen Vulkan, ein Ufo und eine düstere technische Apparatur gleichermaßen erinnert und sich gut zum Klettern und Verstecken eignet. Atmosphärisch angereichert wird diese abstrahierte Szenerie von der Musik Parviz Mir-Alis, die gekonnt zwischen warmen Saxofontönen und elektronischen Soundschleifen wechselt.

Dennoch mag dieser Schauspielabend nicht vollends zu überzeugen. Zu sehr wird die Geschichte über die dialogisch vermittelten Standpunkte der Figuren entwickelt. Etwas blutleer und tempoarm wirkt das bisweilen, wenn Tochter und Vater über den Streit ihre Positionen darlegen, wenn der Vater auf diese Weise dem „Erinnya“-Träger auf den Zahn fühlt oder die Eltern über das Für und Wider einer solchen Technik debattieren. So bleibt auch der zweite Motivstrang ein wenig auf der Strecke: der schwierige Umgang mit einem kranken, psychotischen und am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen.

Zentral ist in diesem Stück die gewollte Überforderung, die von den Sätzen des Synästhetikers Clemens J. Setz ausgeht. Der Grazer, der das Drama als Auftragsarbeit für seine Heimatstadt schrieb, verschiebt und verrückt die Sätze seines kranken Helden so, dass die Verständigung mit seiner Umwelt immer wieder zu scheitern droht. Setz, der in diesem November mit dem renommierten Kleist-Preis ausgezeichnet wird, baut dabei immer wieder assoziative, oft schwer zu decodierende Anspielungen in Matthias‘ Sätze ein, die auf Hölderlin und Büchner ebenso verweisen, wie auf die antiken Tragödien, in denen die Erinnyen als Rachegöttinnen auftreten und ihre Opfer als dunkle Gewitterwolken verfolgen. Ein solches Sprachgewitter immerhin bleibt auch von diesem Stück im Kopf zurück. Und das Gefühl, dass man sich das mit Alexa oder Siri vielleicht doch noch einmal überlegen sollte.


Björn Gauges, 21.09.2020, Gießener Anzeiger

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